Weihrauch war eines der Luxusgüter der Antike, kostbarer als Gold. Er bescherte den
Anbaugebieten im Zweistromland sagenhaften Reichtum. Auf der sogenannten „Weihrauchstraße“ wurden Weihrauch und Myrrhe, die wichtigsten Harze Südarabiens, mit Dromedar-Karawanen von Jemen und
Oman aus ins Heilige Land transportiert. Olibanum, das Harz des Weihrauchbaumes, wurde zum Räuchern verwendet, als Brücke zur Welt der Götter. Und – viele Jahrtausende lang – als Heilmittel
eingesetzt. Priester des alten Ägypten beschrieben die segensreiche Wirkung der Harze bei der Behandlung von Wunden und Hautausschlägen. Aus Weihrauch wurden Mittel gegen
Erkältungskrankheiten und Entzündungen, Gicht und Darmerkrankungen hergestellt. Weihrauch wurde zur inneren und äußeren Anwendung bei gutartigen und bösartigen Tumoren verordnet. Arabische
Ärzte in der alten Welt kannten über 80 Weihrauch-Zubereitungen. Im alten China behandelte man vor allem Hautleiden, auch die Lepra, mit Zubereitungen aus Olibanum. In Afrika wurde Weihrauch
traditionell angewandt bei Krankheiten wie Bilharziose, Syphilis und Magenleiden. Auch psychische Erkrankungen wurden mit Weihrauch behandelt. Unzählige Weihrauch-Rezepturen sind auch von den
namhaftesten Ärzten der damaligen Zeit überliefert: Hippokrates, Paracelsus, Dioskurides, Galen. Sie verwendeten Harz und Rinde in allen Variationen: Als Salbe bei Brandwunden, Schuppenflechte
oder Warzen; als Pulver zum Desinfizieren von Wunden. Als Einlauf bei Verstopfung. Zur Inhalation bei Bronchitis. Als Gurgelwasser bei Mandelentzündung.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Weihrauch Bestandteil des Deutschen Arzneibuches und wurde von Ärzten verordnet. Im Zuge der rasanten Entwicklung chemisch-synthetischer Wirkstoffe geriet
Weihrauch als Heilmittel in Vergessenheit.
Weihrauch hilft gegen Entzündungen aller Art. Berichtet wird u.a. über eine Wirksamkeit nicht nur bei entzündlichen Darmerkrankungen, sondern auch bei rheumatoider Arthritis und anderen
rheumatoiden Erkrankungen, Arthrose, entzündlichen Hauterkrankungen, Asthma bronchiale Krebs und Multipler Sklerose.
Weihrauch kann offenbar Menschen mit Multipler Sklerose helfen. Das hat die Kieler Oberärztin Klarissa Stürner gemeinsam mit dem Hamburger Oberarzt Christoph Heesen in einer mehrjährigen
Untersuchung nachgewiesen. Dabei wurde Weihrauch als Therapie bei schubförmiger Multipler Sklerose (MS) eingesetzt. Wie die Uni-Klinik in Kiel mitteilte, hat sich bei der Studie mit 28
Teilnehmern gezeigt, dass Weihrauch die entzündliche Krankheitsaktivität merklich senkt.
Verschiedene Studien haben inzwischen gezeigt, dass Weihrauch das Potenzial hat, Krebs zu heilen. Beim Mammakarzinom zeigten in-vitro-Versuche, dass ein alkoholischer Extrakt aus Blättern von
Boswellia ovalifoliolata zytotoxisch (zellzerstörend) und apoptotisch (den Zelltod hervorrufend) wirken. Ein alkoholischer Extrakt aus dem Harz von Boswellia thurifera erwies sich in vitro als
zytotoxisch bei menschlichen Brustkarzinomzellen. In vitro bzw. in Tierversuchen wurde die Anti-Tumorwirkung von Boswelliasäuren bei vielen weiteren Krebsarten bestätigt. U.a. bei Leukämie,
Magenkarzinomzellen, Kolonkarzinomzellen, Leber- und Prostatakarzinomzellen. 2009 wurde eine Studie der University of Oklahoma Health Sciences Center und Oklahoma City veröffentlicht, die
nachwies, dass ätherisches Weihrauch-Öl (boswellia carteri) Blasenkrebs-Zellen abtöten kann. Offenbar kann Weihrauch-Öl zwischen bösartigen und normalen Blasenzellen unterscheiden. Krebszellen
sterben ab, gesunde Zellen nicht.
Weihrauch könnte die Krebs-Therapie revolutionieren: Nach Angaben von Mahmoud Suhali, einem Immunologen aus dem Oman, repariert Weihrauch die beschädigte DNA von Krebszellen und programmiert den
korrekten ursprünglichen Code neu in die Zelle ein, so dass diese wieder wie eine gesunde Körperzelle funktionieren kann. Der „fehlerhafte“ genetische Code wird quasi auf den gesunden Zustand
„zurückgesetzt“. Mit Wissenschaftlern der US-Universität von Oklahoma arbeitet Suhali daran, den heilenden Wirkstoff aus dem Weihrauchöl zu isolieren.
Eine österreichische Forschergruppe hat unter der Leitung von Christian Lampl herausgefunden, dass die Behandlung mit Weihrauch (Boswellia serata) eine Therapieoption für Menschen mit
Clusterkopfschmerzen ist. Sowohl Häufigkeit als auch Intensität der Schmerzattacken konnte reduziert werden. Clusterkopfschmerzen zählen zu den schmerzhaftesten Erkrankungen überhaupt, bei rund
zehn Prozent der Betroffenen werden sie chronisch.
Weihrauch kann die Gedächtnisleistung verbessern, zeigt eine Studie an 80 MS-Patienten in Kerman im Iran. Untersucht wurde der Einfluss von Boswellia papyrifera auf die kognitive Beeinträchtigung
bei MS-Patienten. Das visuell-räumliche Gedächtnis verbesserte sich signifikant.
Dass Weihrauch das Gedächtnis stärkt, wurde an der Universität von Isfahan im Tierversuch nachgewiesen. Wochenlang wurde Futter am Ende eines Labyrinths platziert. Eine Ratte musste den Weg
finden, sie vergaß ihn immer wieder. Eine zweite Ratte erhielt Weihrauch als Futter-Zusatz und erinnerte sich weit besser an den Weg zum Futter. Auch bei Menschen steigerte sich die
Erinnerungsleistung schon nach zwei Wochen Versuchsdauer um 90 Prozent.
Die psychoaktive Wirkung des Weihrauchs wurde von der Naturwissenschaft bestätigt: Forscher aus den USA und Israel sehen aufgrund ihrer Studien mit Mäusen eine entspannende Wirkung von Boswellia.
Laut Prof. Arieh Moussaieff von der Hebräischen Universität in Jerusalem könnte es bald neue Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Depressionen und Angststörungen geben.
Dr. Johannes Wilkens von der Alexander-von-Humboldt-Klinik in Bad Steben behandelte zahlreiche demente Patienten mit dem homöopathischen Arzneimittel „Aurum compositum“. Der Arzt und Homöopath
erklärt: „Ursprünglich war es für autistische Kinder gedacht. Es ist überraschend, dass diese Mittel zunehmend auch für demente Patienten an Bedeutung gewinnen." Wilkens berichtet von einigen
hundert Fällen, in denen er verwirrte oder konzentrationsschwache ältere Menschen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe therapiert habe: „Sie wurden innerhalb weniger Tage, oft auch innerhalb von
Stunden, ruhiger und deutlich klarer.“
Eine interessante Nebenwirkung von Weihrauch ist die Verbesserung der Knochendichte. 2001 wurde in einer Studie bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen festgestellt, dass sich
in der Weihrauch-Therapiegruppe die Knochendichte bei 74,2 % der Frauen verbesserte und die Bewegungsschmerzen sich halbierten von 62,2 % auf 31,2 %. In der Kontrollgruppe blieben sie bei 62,63 %
auf 63,87 % praktisch unverändert.
Die primär wirksamen Inhaltsstoffe des Weihrauchs sind die Boswelliasäuren. Sie besitzen ein ganz bestimmtes Schlüsselenzym, das die körpereigenen Entzündungsprozesse beeinflusst. Dass Weihrauch
Entzündungen hemmt, hat Ende der 1980er Jahre der Tübinger Pharmakologe H.T.P. Ammon herausgefunden:
„Charakteristische Symptome einer Entzündung sind Schmerzen, Rötungen und Erwärmung, Ödembildung und Einwanderung von weißen Blutzellen in das geschädigte Gebiet. All das muss organisiert werden.
Deshalb produziert der Körper sogenannte Entzündungsfaktoren, u.a. Prostaglandine und Leukotriene. Wir fanden heraus, dass Boswelliasäuren die Bildung dieser Leukotriene unterdrücken.“
Der Heidelberger Arzt und Chemiker Dr. Arnold Zilly begleitet Tumorpatienten, die sich einer Chemo- oder Strahlentherapie unterziehen müssen, mit naturheilkundlichen Methoden. Zum
Behandlungskonzept gehört auch Weihrauch:
„Weihrauch besitzt Eigenschaften, die nur teure Pharmazeutika haben: Er ist ein pflanzlicher TNF-Blocker. Der TNF (Tumornekrosis-Faktor) ist für schwere Entzündungen verantwortlich und kann
dadurch evtl. das Tumorwachstum begünstigen; Weihrauch kann die Bildung des TNF bis zu 50% reduzieren; deshalb ist es nicht erstaunlich, dass Weihrauch manches mal Entzündungen schneller
beseitigt als Kortison.“